Arizona 2

14.05.-10.06.2018

Fortsetzung von Nevada 1

Mitte Mai fuhren wir zunächst zum Colorado River, wo wir bei Needles am Fluß ein paar Tage übernachteten. Unser Wohnmobil war einmal mehr die Ausgangsbasis für unsere Rollertouren. Von dort aus machten wir eine Fahrt auf unserer Piaggio BV 250 auf der berühmten Route 66, die früher die wichtigste transkontinentale Landstraße von Chicago bis nach Los Angeles war. Wir fuhren von Topock nach Kingman, einer der interessantesten Strecken der Route 66. Sie führt auch durch den urigen Ort Oatman und über die Black Mountains. Auch hinter Kingman hat die Route 66 mit dem Örtchen Hackman ein weiteres Highlight. Einmal mit einer Harley Davidson oder einer Goldwing auf der Route 66, das ist doch der Traum vieler Amerika-Reisender. Unser Roller war zwar viel kleiner, aber für uns war diese Fahrt ein unvergesslich schönes Erlebnis. Die entgegenkommenden Harley- und Goldwing-Fahrer haben uns immer gegrüßt – und wir grüßten mit einem leichten Grienen im Gesicht lässig zurück.

 

Von Kingman fuhren wir mit unserem Winnebago Brave allmählich bergauf in nicht mehr so heiße Regionen des Kaibab National Forest und dann weiter nach Williams. Dort hatten wir das Glück, dass gerade eine Oldtimer-Show auf der Main Street statt fand. Als Oldie-Fans ließen wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen.

 

Südlich von Flagstaff übernachteten wir im Kaibab National Forest und fuhren dann durch den sehenswerten Oak Creek Canyon nach Sedona. Die Stadt liegt mitten im verhältnismäßig grünen und weitläufigen Gebiet des Red Rock Country. Gegenüber unserem letzten Besuch vor zwanzig und dreißig Jahren hat sich die Einwohnerzahl verdreifacht. In dieses malerische Gebiet zieht es jährlich 4 Millionen Besucher. Kein Wunder, denn viele markante rote Felsformationen machen das Red Rock Country zu einem der attraktivsten Reiseziele in Arizona. Für uns ein Grund, unser Wohnmobil 20 km außerhalb der Stadt im Coconino National Forest abzustellen und für eine Woche als Basislager zu nutzen. Von hier aus rollerten wir nach Sedona, zum Oak Creek Canyon und zu verschiedenen Trail Heads zum Wandern. Nach sechs Kilometern Buckelpiste fuhren war auf ausgezeichnet geteerten Straßen, die sich in Kurven durch diese phantastische Landschaft ziehen. Ein Genuss!

 

Obwohl wir keine Fans von Städten sind, hat uns die saubere Stadt Prescott ausgezeichnet gefallen, weil sie im Zentrum etwas vom Charme der Zeit des vorletzten Jahrhunderts versprüht. Fast 200 Häuser im viktorianischen Stil wurden restauriert und unter Denkmalschutz gestellt. Am zentralen Court House Square steht das mächtige Gerichtsgebäude. Ringsherum wurde ein gepflegter Park mit großen Bäumen und Rasenflächen geschaffen. An diesem Wochenende fand dort außerdem die Western Art Show & Sale des Phippen Museum statt. Großartige Bilder und Skulpturen der Künstler Arizonas waren zu bewundern. Auf der anderen Straßenseite der Whiskey Row kehrten wir im uralten Palace Saloon ein und genossen bei Country Music und American Food die Western Atmosphäre. Unser Wohnmobil stellten wir auf dem Campground des Watson Lake Park ab und erkundeten mit unserem Roller die Stadt und die umgebenden Wälder des riesigen Prescott National Forest.

 

Über eine großartige Bergstrecke erreichten wir die ehemalige Bergbaustadt Jerome und die ausgedehnten Wälder des Coconino National Forest. Die Stadt Flagstaff war für uns nur Versorgungsstation. Für viele Touristen ist sie (teurer) Übernachtungsort vor ihrem Besuch des Grand Canyon National Parks. Wir übernachteten wieder einmal kostenlos im Kaibab National Forest.

 

Die Ausmaße des Grand Canyon sind unvergleichlich: Über 400 km lang, bis zu 27 km breit und bis zu 1.700 m tief. Der Colorado River hat in Millionen von Jahren die verschiedenen Gesteinsschichten abgetragen und ganz unten das älteste Gestein der Erde zum Vorschein gebracht. Die Morgenstimmungen, Nachmittagsstimmungen und Sonnenuntergänge am Canyonrand sind für uns immer wieder ein Grund, dieses Naturschauspiel zu erleben. Schon vor über dreißig Jahren standen viele Touristen an den Aussichtspunkten, doch bis heute hat sich die Zahl der Besucher des Grand Canyon Nationalparks vervielfacht. Allerdings braucht man nur ein paar Kilometer auf dem Trail am Rand entlang zu wandern, um dieses Naturwunder ganz für sich allein wirken zu lassen. Wir stellten unser Wohnmobil fünf Tage im nahen Kaibab National Forest ab. Von dort aus fuhren wir mit unserem Motorroller immer wieder zu allen Aussichtspunkten und zum Wandern am Rand dieser mächtigen Schlucht.

 

Später erreichten wir die großartige Felslandschaft rostroter Monolithen südlich von Page. Dort genossen wir den unvergleichlichen 180° Grad Panorama-Blick von unserem Campingplatz auf die steilen Felsen des Marble Canyon und den Colorado River.

 

Mit unserem eigenen Pouch Faltboot unternahmen wir ab Lee's Ferry eine ganztägige Paddeltour auf dem Colorado River stromaufwärts bis zum Horseshoe Bend. Entlang mehrere hundert Meter steil aufragender Felswände paddelten wir auf dem glasklaren, aber eiskalten Fluss. In der sengenden Mittagshitze machten wir unter unserem Sonnensegel eine erholsame Siesta. Bei Horseshoe Bend kehrten wir um, kämpften mit dem Gegenwind und bauten bei 39° Grad C. im nicht vorhandenen Schatten bei Lee's Ferry unser Faltboot wieder auseinander. Die Tour war ein unvergessliches und hautnahes Erlebnis dieser großartigen Schlucht.

Ein paar Tage später blickten wir vom Aussichtspunkt auf die große Schleife des Colorado River bei Horseshoe Bend in die Tiefe.

 

Eines der außergewöhnlichsten Naturwunder Arizonas ist der Upper Antelope Canyon in Reservat der Navajo Indianer. Die Gebühr für die fast einstündige Tour in den Antelope Canyon beträgt $ 60. Sie kommt des Stamm der Navajos insgesamt zugute. Die Auswaschungen des Antelope Canyon sind phänomenal und besonders eindrucksvoll, wenn die Sonne zur Mittagszeit den Beam senkrecht in die Schlucht schickt. Wer aber die Absicht hat, dieses Naturwunder in aller Ruhe auf sich einwirken zu lassen, wird enttäuscht: Mehr als hundert Touristen werden von Navajo-Guides zur gleichen Zeit durch die enge Schlucht "geschleust", insgesamt sind es 2.000 am Tag. Den Canyon ohne Personen zu fotografieren, ist also äußerst schwierig.

 

Ganz in der Nähe der Stadt Page wird der Colorado durch den Glen Canyon Staudamm zum unübersehbaren Lake Powell gestaut. Der See hat durch seine vielen Seitenschluchten eine Uferlänge von über 3.000 km, länger als die Pazifikküste der USA. Durch das Kraftwerk des Staudamms werden einige Millionenstädte des Westens mit Elektrizität versorgt. Für viele Amerikaner und Touristen ist der See ein riesiges Erholungsgebiet, das mit Motorbooten und Hausbooten erkundet werden kann. Gegenüber den achtziger Jahren ist der Wasserstand allerdings erheblich gesunken. Anscheinend verbrauchen die Amerikaner erheblich mehr Wasser, als der Colorado River liefern kann.

 

 

Die Fotos zu diesem Reisebericht findet ihr unter folgendem Link:

www.tinaundwolle3.jimdofree.com