Wyoming 2

Unterwegs im Norden von Wyoming
Fortsetzung von South Dakota

Vom 12. Juli bis 31. Juli 2019

Devils Tower
Nördlich von Sundance fahren wir durch die hügelige Wiesen- und Waldlandschaft, vorbei an vereinzelten Ranches mit Rindern. Schon von weitem können wir den Devils Tower über dreihundert Meter aus der Landschaft herausragen sehen. Dieser senkrecht aufragende Felsen wurde vor Millionen von Jahren von Magma geformt. Er war vor etlichen Jahren Drehort von Steven Spielbergs Film "Unheimliche Begegnung mit der dritten Art". Wir unternehmen kleinere Wanderungen frühmorgens ganz allein und am Nachmittag mit hunderten Touristen. Für die Indianerstämme der Umgebung war und ist dieser Felsen noch heute ein heiliger Ort. Von unserem Campground haben wir einen herrlichen Blick auf dieses National Monument. Oft störend auf den Campgrounds in den USA sind allerdings die Generatoren, die manchmal stundenlang betrieben werden. Das ist einer der Gründe mit, warum wir uns überwiegend für das Dispersed Camping allein in der Natur entschieden haben.

Auf unserer Weiterfahrt nach Westen machen wir Halt in
Buffalo und Sheridan, deren historische Main Streets etwas Charme ausstrahlen. Echte Wildwest Flair genießen wir an der langen Bar des Occidental Hotel mit den vielen Trophäen an den Wänden. Bei einem Brown Ale kommen wir ins Gespräch mit Jack aus Ohio, der jeden Tag wegen der Atmosphäre hier einkehrt. Und wie so oft bei unseren Begegnungen hier in Amerika hat natürlich auch er deutsche Vorfahren und einen entsprechenden Nachnamen.

Bighorn Mountains
Vom bis zu 2.800 Meter hohen Big Horn Scenic Byway haben wir herrliche Ausblicke auf die weiten Prärien des östlichen Wyoming. Oben in den Bighorn Mountains campen wir mehrere Tage am Waldrand und blicken über eine Blumenwiese über die Hochebene. Ein Deer kommt bis auf sechs Meter furchtlos an mich heran, als ich Holz für unser Lagerfeuer zusammenlege. Von hier aus unternehmen wir unsere Rollertouren von den grünen Wiesen und dunklen Wäldern der Berge hinunter in das wüstenhafte Bighorn Basin. Zwei Elche überqueren frühmorgens direkt vor uns den Highway. Auf unserer ständigen Abfahrt haben allein zwanzig Kilometer ein Gefälle von 10 %. Wir besichtigen dabei die Smith Falls, die sich in dreißig Meter Tiefe durch den engen Canyon aus Granit zwängen. Durch die Wüste fahren wir zu den Dinosaur Tracks, Fußabdrücken, die kleinere Dinosaurier vor 17 Millionen Jahren im Gestein hinterlassen haben. Wir rollern über einen dreitausend Meter hohen Pass in der Tundra-Landschaft hinunter zur Bighorn Canyon National Recreation Area und haben einen großartigen Ausblick auf den Devil Canyon, in dem der grünbraune Bighorn River träge dahinfließt. Auf der Weiterfahrt, bereits im Bundesstaat Montana, sehen wir einige Mustangs. Insgesamt leben hier etwa 160 dieser wilden Pferde in der Freiheit der Pryor Mountain Wild Horse Range. Wir besichtigen eine verlassene Ranch und ein Gelände, auf dem die Craw Indianer vor Jahrhunderten ihr Tipi-Lager errichtet hatten. Später halten wir, als eine Herde von Bighornschafen direkt an der Straße grast, bevor wir wieder hoch in die Bighorn Mountains zu unserem Motorhome rollern.

Im Cody Country
In Powell besuchen wir die County Fair, eine regionale Landwirtschaftsausstellung mit Kirmes und dem lustigen Pig Mud Wrestling. Dabei versuchen jeweils vier Kinder oder Jugendliche, im Schlamm ein Schwein ihrer Gewichtsklasse in eine Tonne zu heben. Im kleinen Kaff Meeteetse erleben wir als einzige Touristen in der Arena ein typisches Ranch Rodeo, bei dem die Cowboys aus der weiten Umgebung mit ihren Familien zusammengekommen sind.

Hier werden im Wettbewerb vom galoppierenden Pferd Lassos geschwungen, um damit Kälber und Stiere einzufangen.

 

 

Heart Mountain war im Zweiten Weltkrieg die größte Stadt in Wyoming. In diesem bewachten Lager wurden nach dem Angriff Japans auf Pearl Harbour jahrelang elftausend in den USA lebende Japaner interniert. Im Visitor Center können wir nachvollziehen, welche Freiheiten und Vermögen diese Menschen in diesen Jahren aufgeben mussten. Im Touristenort Cody beeindruckt neben den vielen restaurierten historischen Häusern der Sheridan Street das Buffalo Bill Center of the West. Es ist eines der besten Museen im Westen mit einer Ausstellung über das Leben und die Legende von Buffalo Bill Cody, einem Museum zur Kultur der Prärieindianer, einem Firearms Museum und der Whitney Gallery of Western Art. Daneben wird die Natur Wyomings eindrucksvoll dargestellt. Viele Filme präsentieren Hintergrundinformationen, großartige Skulpturen und phantastische Gemälde vermitteln zudem ein umfassendes Bild vom Westen der USA. Von Cody unternehmen wir eine Rollertour auf dem Buffalo Bill Scenic Byway zum Yellowstone National Park. Wir besichtigen den gewaltigen Buffalo Bill Staudamm und fahren durch weite Ranchlandschaften am North Fork des Shoshone River entlang. Die traumhafte Straße durch den Shoshone National Forest führt dann in weiten Kurven durch Wälder, die sich fast bis zu der viertausend Meter hohen Absoroka Range hinauf ziehen. Doch viele Wälder aus Kiefern und Fichten bestehen leider nur noch aus kahlen Baumstämmen, verursacht durch den Borkenkäfer oder durch Waldbrände. Auch im nun folgenden Yellowstone Park rollern wir weiter durch riesige Gebiete toter Wälder, ein Bild, das uns traurig stimmt. Unten an den Hängen des Yellowstone Lake weht der Wind die Schwefeldämpfe aus der Erde über die Straße und macht deutlich, dass wir uns in einem der thermal aktivsten Gebiete der Erde befinden. Zurück in Cody unternehme ich mit unserem Schlauchboot eine spritzige Tour der Wildwasser-Klassen 2-3 auf dem munteren Shoshone River.

Der großartige
Chief Joseph Scenic Byway führt nördlich von Cody in weiten Kurven hinauf zum Dead Indian Summit (2.644 m) und dann entlang der Berge, Wiesen und Wälder des nördlichen Shoshone National Forest. Allerdings fallen uns auch hier immer wieder riesige Wälder mit toten Baumstämmen auf, die sich bis zu den Berggipfeln hinaufziehen. Die Straße überquert die tiefe Schlucht des Sunlight Creek und endet am Beartooth Scenic Byway. Diesen sind wir schon vor über zwanzig Jahren gefahren und er gehört für uns zu den schönsten Straßen Nordamerikas. Wir campen einige Tage auf der Wiese eines Plateaus und haben von dort einen ausgezeichneten Rundumblick auf die Absaroka Mountains mit dem markanten fast viertausend Meter hohen Pilot Peak. Von hier aus starten wir einige Rollertouren in die Umgebung. Die Fahrt auf dem Beartooth Scenic Byway bleibt dabei unvergesslich. Die Straße führt ständig aufwärts, vorbei an blühenden Wiesen, plätschernden Bächen, gesunden grünen Wäldern und vorbei an tiefen Schluchten. Bei unseren Foto-Stops stellen wir immer wieder fest, dass die Mosquitos zurzeit Hochkunjunktur haben. Unterhalb eines markanten Berges aus hellem Gestein liegt der blau schimmernde Beartooth Lake, bereits in Taiga-Landschaft der höher gelegene Island Lake, über den ein kühler Wind pfeift. Schilder weisen darauf hin, dass wir uns im Grizzly Country befinden. Die Campgrounds sind daher alle mit bärensicheren Behältern für die Lebensmittel ausgestattet. Von der weiter ansteigenden Straße blicken wir hinunter auf die Tundra mit vielen kleinen Seen, Teichen und Sumpfgebieten. Kurz vor dem 3.591 Meter hohen Beartooth Pass bieten sich uns grandiose Ausblicke auf die höchsten Berge Montanas und Wyomings, auf riesige Schneefelder und einen mehr als tausend Meter tiefer gelegenen See. Weit in der Ferne erkennen wir eine markante Felsnadel in Form eines Bärenzahns, die dem Highway den Namen gab. Es ist wenig Verkehr auf dieser Traumstraße und über uns ist ein strahlendblauer Himmel. Später führt der Highway in engen Serpentinen abwärts, bis wir den Ort Red Lodge mit seinem gepflegten Town Park für ein Picknick erreichen. Die historische Main Street macht mit ihren restaurierten Gebäuden, Blumenampeln, bunten Fahnen und vielen Bänken einen einladenden Eindruck. Als wir am Nachmittag die neunzig Kilometer auf dem Beartooth Scenic Byway zurück fahren, haben sich dunkle Wolken über den Bergen zusammengezogen. Doch nach wenigen kurzen Hagel- und Regenschauern erreichen wir unser Motorhome ohne Probleme.

Auf dem Campground in Cooke City treffen wir Catherine und Darryl wieder, die uns in Mexiko sehr geholfen haben, als wir Probleme mit der Elektronik unseres Wohnmobils hatten. Die beiden haben hier ihren 1965er Greyhoundbus, den sie zu einem luxuriösen Motorhome umgebaut haben. In Mexiko steht ihr Pickup-Camper abholbereit und in Portugal wartet ihr Laika-Wohnmobil auf ihren nächsten Besuch. Wie viele andere Amerikaner hat Darryl bei seinen Wanderungen immer eine Pistole dabei. Wenn er damit allerdings auf einen Grizzly schießt, muss er mit erhöhter Angriffswut des Bären rechnen. Wir fahren weiter zum Yellowstone National Park. Da wir hier seit dem Jahre 1982 bereits viermal gewesen sind und der Touristenrummel erheblich ist, nutzen wir den Park nur als Durchgangsstation nach Montana.
Fortsetzung siehe unter Montana 1

Diese Fotoserie besteht aus 3 Teilen

Teil 1

Teil 2

Teil 3