NEW MEXICO 1

FORTSETZUNG VON COLORADO 1

 

Vom 26. August bis 20. September 2018

 

Mit unserem Motorroller unternehmen wir eine interessante Fahrt durch das nördliche New Mexico. Die Enchanted Circle Tour auf wenig befahrenen Straßen führt von Questa durch grüne, dichte Pinienwälder hinauf in die Sangre de Cristo Mountains zum Touristenort Red River. Weiter östlich fahren wir durch weites Ranchland mit dem kleinen Ort Eagle Nest mit netten Restaurants. Westlich hinter den Bergen spazieren wir lange durch den sehenswerten Künstlerort Taos, dessen Häuser im Zentrum alle aus Lehm im Adobe-Stil gebaut wurden. Viele Galerien, Boutiquen, Geschäfte und Restaurants locken die Amerikaner mit entsprechend hohen Preisen. Das Weltkulturerbe Taos Pueblo der Indianer zum hohen Eintrittspreis ersparen wir uns, da wir es schon vor vielen Jahren besichtigt hatten.

 

Auf landschaftlich schönen Nebenstraßen fahren wir mit unserem Motorhome über Truchas in den Santa Fé National Forest, wo wir auf dem schön gelegenen Black Canyon Campground mehrere Tage übernachten. Hier treffen wir seit Mai erst zum zweiten Mal Landsleute, die mit ihrem deutschen Fahrzeug durch die USA reisen. Heike und Cay sind vier Monate unterwegs und wir verbringen schöne Stunden am Lagerfeuer. Vom Campground rollern wir in den nächsten Tagen immer wieder in das 800 Meter tiefer gelegene Santa Fé und bis auf 3.500 m hinauf in die Sangre de Cristo Moiuntains. In Santa Fé genießen wir die angenehme, ruhige Atmosphäre einer der schönsten Städte des Landes. Fast in der gesamten Kernstadt sind die Häuser im Adobe-Stil gebaut. Sie beherbergen Boutiquen, Kunsthandwerk-Shops, Hotels, Restaurants und vor allem viele Galerien. Künstler aus dem ganzen Land haben sich hier auch wegen des ganzjährig sonnigen Klimas angesiedelt und machen Santa Fé zu einem der besten Adressen für Design und Kunst. Wir schlendern durch die vielen Seitenstraßen und kehren immer wieder zurück zur zentralen Plaza mit ihren schattenspendenden Bäumen und gepflegten Rasenanlagen, auf denen wir uns wie die Menschen ausruhen. Andere nutzen die Sitzgelegenheiten der vielen Bänke, holen sich leckere Tacos von den Imbissständen und lauschen den Klängen mexikanischer Mariachi-Gruppen rund um den Obelisken. Wir flanieren unter den nahen Arkaden des Gouverneurspalasts, wo Indianer ihre Handwerkskunst anbieten. Danach locken uns malerische Innenhöfe mit Restaurants und Bars unter uralten Bäumen und Pflanzen und das Fonda Hotel. Einige Meilen rollern wir auf dem Old Santa Fé Trail aus der Stadt hinaus und bewundern die großartige Ausstellung weltweiter Kulturen im International Folk Museum. Mit unserem Scooter finden wir auch an der Canyon Road problemlos einen Parkplatz, um die dort ausgestellten Skulpturen der vielen Galerien zu bestaunen.

 

Weiter westlich besuchen wir Los Alamos, das vor dem zweiten Weltkrieg als geheime Stadt zur Entwicklung der Atombombe geschaffen wurde. Im Visitor Center bedient uns die freundliche Jutta, die schon vor vielen Jahren aus Hann. Münden ausgewandert ist. Alamos ist heute für Jedermann zugänglich, denn die Laboratorien rund um den Ashley Point wurden abgerissen und sind einem attraktiven Erholungspark und zivilen Gebäuden gewichen. In der Umgebung gibt es allerdings etliche neue Laboratorien, die vielen militärischen und einigen zivilen Zielen dienen. Wir besuchen das interessante Bradbury Sience Museum, in dem versucht wird, den Besucher von der Notwendigkeit der Entwicklung und dem Einsatz der Atombombe in Hiroshima und Nagasaki zu überzeugen.

Ganz in der Nähe von Los Alamos besichtigen wir das Bandelier National Monument. Man nimmt an, dass indianische Ureinwohner hier schon vor zehntausend Jahren gelebt haben. Sie ernährten sich von Mais und Bohnen, die sie im Tal anbauten, natürlichen Pflanzen und vom Jagen. Auf dem Frijoles Ruins Trail wandern und klettern wir über Leitern zu den Höhlenwohnungen an den steilen Felsklippen und stellen uns vor, wie hart die Winter für die Indianer hier sein mussten.

Wir übernachten auf dem Juniper Campground und stellen wieder fest, dass die Monsoon Season noch nicht vorüber ist: Stundenlang schüttet es wie aus Kübeln und das Gewitter zieht über uns hin und her.

 

Durch abgebrannte Gebiete erreichen wir herrliche Wälder im Carson National Forest und den riesigen grünen Krater der Valles Caldera National Preserve. Der Ausbruch dieses Vulkans war fünfhundertmal stärker als der des Mount St. Helens. Östlich von Albuquerque campen wir mehrere Tage allein in den Bergen des Cibila National Forest. Ausgedehnte Touren mit dem Motorroller führen uns am Ostrand der Berge entlang durch Ranchland bis nach Mountainair im Süden und dem verschlafenen Cerillos im Norden. Dort halten wir einige Zeit in Madrid und schlendern durch diesen Ort mit einigen netten Häusern und originellen künstlerischen Werken. Auf der Terrasse des kleinen Restaurants bestellt Martina von der am Tisch liegenden Karte Roasted Turkey. Die Bedienung macht sie aber darauf aufmerksam, dass es sich um die Menu-Karte für Hunde handelt. Ja, die Amerikaner sind besonders hundefreundlich. Mit unserem Roller fahren wir später durch die bewaldeten Berge in vielen Kurven hinauf zum Sandia Peak, wo wir aus 3.500 Meter Höhe auf die Millionenmetropole Albuquerque tief unten hinunterblicken und auch den Mount Baldy in 150 km Entfernung erkennen können.

 

Mit unserem Motorhome überqueren wir später die kargen Hügel der Ausläufer der Los Pinos Mountains, Chupadera Mesa und fahren am nördlichen Rand der White Sands Missile Range entlang. Nur 15 Meilen südlich von Bingham befindet sich die Triniti Site, wo 1945 die erste Atombombe gezündet wurde. Schöne Tage verbringen wir auf dem BLM Campground der Valley of Fires Recreation Area. Von unserem Stellplatz haben wir einen Rundumblick. Gleich vor uns die ausgedehnten Lavafelder, durch die wir auf einem vorbildlich angelegten Weg spazieren. Dunkle Wolken sind weit hinter der Vulkanlandschaft aufgezogen und es ist gut zu erkennen, wie die Niederschläge hinwegziehen.

 

Über Alamogordo kommen wir zum White Sands NM. Nach einem Besuch im Visitor Center fahren wir weiter hinein in die Dünenlandschaft, zunächst auf geteerter Straße, danach auf der festgefahrenen Sandstrecke. Es ist eine außergewöhnliche Landschaft, wo die Kristalle aus dem westlich gelegenen Lake Lucero mit dem Wind hierher getragen wurden und sich bis zu 15 Meter hohen schneeweißen Gipsdünen aufgebaut haben. Als wir ankommen, wird die Sonne gerade von einer breiten Wolkendecke verhüllt. Wir spazieren nur ein Stück vom Parkplatz entfernt auf die Dünen, denn über den 20 km entfernten San Andres Mountains sind dunkle Wolken aufgezogen und wir erkennen die Regenfälle über den Bergen in einem 180° Grad Panorama. Ein phantastisches Schauspiel. In verschiedenen Bereichen dieser Bergkette zucken zudem immer wieder Blitze. Immer näher ziehen nun auch dunkle Wolken über uns hinweg. Starker Wind kommt auf und bläst den weißen Sand bis in Kniehöhe. Jetzt verziehe ich mich zum Schutz der Kamera in den Camper. Schnell wird es immer dunkler, Wind pfeift und kräftiger Regen peitscht vom Himmel, zeitgleich mit einem gewaltigen Gewitter. Schnell sind die Sandwege mit einer Wasserschicht bedeckt und es wird immer dunkler. Was nun kommt, haben wir so noch nie erlebt: Fast eine Stunde lang zucken Blitze direkt über uns und rings um uns herum. Und das alle zwei bis drei Sekunden, es ist unglaublich. Zwischendurch kracht der Donner gewaltig. Welch' unzähmbare Kräfte der Natur. Wir denken an die Leute, die mit oder ohne Zelt diese Nacht hier in den Dünen verbringen.

 

In Alamogordo besichtigen wir zunächst im Außenbereich die Raketen des New Mexico Museum of Space History. Im Museum wird die Entwicklung der Raketen in historischer Reihenfolge dargestellt. Und zwar sowohl in militärischer Hinsicht als auch hinsichtlich der Raumfahrt. Sehr interessant, die Raketen zu sehen, originales Mondgestein, viele Fotos und Filme. In den Gängen zu den verschiedenen Etagen die Hall of Fame aller Persönlichkeiten, die bei der Entwicklung der Raketen beteiligt gewesen sind. Darunter auch Werner von Braun und viele andere Deutsche, die die V2-Rakete für Deutschland entwickelt haben und nach dem Zweiten Weltkrieg von den USA angeworben wurden, um bei deren Raketentechnik mit ihrem Kenntnissen nützlich zu sein.

 

Im Lincoln National Forest nahe des urigen Westernstädtchens Claudcroft verbringen wir die Nacht. Doch die Höhe von knapp dreitausend Metern macht Tina wieder einmal zu schaffen, so dass wir am nächsten Tag durch die herrliche Wald- und Wiesenlandschaft der Apache Indian Reservation auf kaum befahrener Straße hinunter nach Ruidoso fahren. Die Hauptstraße dieses ansehnlichen und gepflegten Ortes zieht sich einige Meilen durch das Tal und die angrenzenden Wohngebiete mit tollen Holzhäusern liegen praktisch alle in wunderschöner Lage direkt im Wald. Hier lassen wir uns einige Tage am Waldesrand nieder und fahren mit unserem Motorroller zunächst durch die bewaldeten, später teils abgebrannten Berge und dann hinunter in Wüstengebiete. In dem ziemlich tristen Wildwestort Capitan besichtigen wir den Smokey Bear Historical Park. Hier sehen wir uns im nett aufgemachten Visitor Center um, das über das Auffinden des kleinen Schwarzbären bei dem großen Feuer in den Capitan Mountains und dessen anschließenden Leben und Tod informiert. Smockey Bear wurde nach seinem Tod im New Yorker Zoo hier in Capitan begraben. Vor allem aber wird im Visitor Center über den Umgang mit Feuer und der Vermeidung von Waldbränden informiert. Der Außenbereich ist sehr schön mit den Pflanzen der verschiedenen Vegetationszonen gestaltet. Wir genießen das Easy-Rider-Feeling auf den kaum befahrenen Straßen New Mexicos mit unserem Piaggio Motorroller.

 

Ein paar Stunden besuchen wir in Roswell das International UFO Museum und Research Center. Hier wird mit vielen Zeitungsberichten, Fotos, Originaldokumenten und Zeugenaussagen nachgewiesen, dass 40 Meilen nördlich von Roswell in der Nähe von Corona der Rancher Mack Brazel am 2. Juli 1947 ein lautes Geräusch gehört hat, das sich von einem Donner erheblich unterschied. Am nächsten Tag fand er auf der Größe eines Fußballfeldes viele fremde Materialien, die er ein paar Tage später zum Sheriff Wilcox nach Roswell brachte. Dieser informierte sofort das Roswell Army Air Field. Die Armee sah sich in der Gegend um und fand ein beschädigtes UFO. In der Presse wurde durch die Army veröffentlicht, dass die Reste einer fliegenden Untertasse gefunden wurden. General Ramey ließ aber umgehend eine Nachricht in der Presse veröffentlichen, dass es sich lediglich um den Absturz eines Wetterballons gehandelt habe. Einige Mitarbeiter des Militärs haben aber noch kurz vor ihrem Tod an Verwandte ihre Geheimnisse verraten. Übereinstimmend berichteten sie, dass es sich um UFOS handelte und dass tote fremde Gestalten vom Militär untersucht wurden. Wie auch immer: Im Museum werden auch Fotos der indianischen Wandmalereien gezeigt, die Wesen unbekannter Art zeigen.

 

Nach einem Aufenthalt im Brantley Lake State Park relaxen wir in Carlsbad bei den gepflegten Parkanlagen am Pecos River und besuchen später den Carlsbad Caverns National Park. Über den Natural Entrance tauchen wir auf geteerten Serpentinwegen in die Unterwelt ein. 61 Meter tiefer biegen wir bei der Bat Cave ab und wandern einige Kilometer weiter hinunter in diese großartige Höhle mit vielen Stalaktiten und Stalakmiten Richtung der riesigen Devils Den in 152 Meter Tiefe. Es ist wirklich beeindruckend, welche verschiedenen Skulpturen und vor allem in welchen Größen hier vorzufinden sind. Alle sind durch perfekte Beleuchtung ideal zu bestaunen. Wir wandern in vielen Kurven weiter hinunter bis auf 230 Meter, wo uns der Ranger sehr informativ und einfühlsam auf der King's Palace Tour vorbei am kleinen Green Lake durch eine noch prächtigere Wunderwelt mit riesigen Stalagmiten und Stalagtiten und verschiedenen Formationen führt. Er löscht längere Zeit das Licht, erzählt in ruhigem Ton und beleuchtet dann den Raum mit nur einem angezündeten Streichholz. Unglaublich die Vielfalt in der Queens Chamber und im King's Palace. Nach fast zwei Stunden laufen wir anschließend noch weiter durch den riesigen Big Room mit einer weiteren Vielzahl von Skulpturen und Stalaktiten. Die Stalakmiten haben eine unglaubliche Höhe von bis zu 19 Metern. Und alles ist perfekt illuminiert. Wieder oben am Eingang beim Bat Flight Amphitheater erklärt ein Ranger noch Einiges zu den Höhlen und beantwortet Fragen. Noch fliegen Schwalben umher, doch bei Anbruch der Dunkelheit kommen gegen 19:15 Uhr die ersten Fledermausschwärme aus der Höhe geflogen. Immer wieder erscheinen Tausende Fledermäuse in kurzen Etappen aus der Tiefe und schwärmen in die weite Umgebung aus. Ein phantastischer Anblick, wie diese leichten Tiere gut organisiert per Ultraschall den Weg aus der Höhle finden. Insgesamt verlassen an diesem Abend fast eine halbe Million Bats die Carlsbad Caverns. Für uns ein unvergessliches Erlebnis, das wir leider nicht fotografieren durften (zum Schutz der Bats).

 

 

Wir verbringen noch einige Zeit in Texas bei den Guadalupe Mountains und fahren anschließend zügig auf dem Interstate Highway 10 bis Sonora und dann nach Süden bis Del Rio, wo wir am 21. September den Rio Grande und damit die Grenze nach Mexiko überqueren.

Diese Bilderserie besteht aus 2 Teilen

Teil 1

Teil 2